Marzahn-Hellersdorf - Czajas Russischer Garten

Fr 11.02.22 | 20:24 Uhr | Von Angela Ulrich
Archivbild: Mario Czaja (CDU). (Quelle: dpa/P. Zinken)
Audio: Inforadio | 11.02.2022 | Angela Ulrich | Bild: dpa/P. Zinken

Der neue CDU-Generalsekretär treibt sein Lieblingsprojekt in Marzahn-Hellersdorf voran: einen "Russischen Garten". Und zwar mit Geld, das direkt aus Russland kommt. Das stört nicht nur den Bezirksbürgermeister. Eine Garten-Posse wird zum Politikum. Von Angela Ulrich

Mario Czaja hat sein Projekt klar vor Augen: "Mir schwebt vor, einen weiteren Ort der Begegnung in Marzahn-Hellersdorf zu schaffen", sagt der Bundestagsabgeordnete aus dem Bezirk im Nordosten Berlins. "Wir haben 35.000 Deutsche aus Russland, die im Bezirk leben. Es gibt ohnehin eine enge Beziehung zwischen Deutschland und Russland."

Und diese Beziehung will der neue CDU-Generalsekretär quasi in grün kleiden: ein Garten, ein Russischer Garten soll entstehen, im Rahmen der Parkanlage "Gärten der Welt". Eigentlich keine schlechte Idee, findet auch SPD-Bezirksbürgermeister Gordon Lemm: "Grundsätzlich würden wir uns freuen über jede Erweiterung, die wir bei unseren international beliebten Gärten der Welt haben".

Garten-Geld aus Russland in Aussicht gestellt

Problem allerdings: Um das Ganze zu finanzieren, hat Mario Czaja dem Bezirk Geld aus Russland in Aussicht gestellt. Am 19. Januar kam bei der zuständigen Bezirksstadträtin Juliane Witt ein entsprechender Brief von Czaja an. Darin steht, dass der Bezirk kein eigenes Geld aufwenden müsse. Das Russische Haus, eine Kulturorganisation in Berlin, die direkt dem Kreml untersteht, könne die Kosten tragen. Die sind allerdings noch gar nicht beziffert, geschweige denn ein Konzept erstellt.

Dass Russland den Garten direkt finanzieren würde, findet Mario Czaja unproblematisch. "Alle Gärten, die sich in den Gärten der Welt befinden, sind von den Heimatländern mit finanziellen Beiträgen unterstützt worden", sagt der CDU-Generalsekretär. Die Gärten der Welt seien immer Geschenke der dortigen Länder an Berlin gewesen.

Aber Geld in dieser Zeit des Ukraine-Russland-Konflikts quasi direkt aus Moskau? Für Bezirksbürgermeister Lemm ist das schon ein Problem. Zudem gibt es noch keinerlei Konzept für den künftigen Garten. Lemm fühlt sich verschaukelt. "Weder weiß man, wie so ein Garten aussehen soll noch wo der genau sein soll," wundert sich der SPD-Politiker über Czajas Drängen. Außerdem hält es Gordon Lemm in der jetzigen politischen Lage für "instinktlos", Zusagen im Namen Russlands zu treffen, was eine Finanzierung angeht.

Datsche mit Banja und Beeten oder Mega-Gärten?

Instinktlos? Mario Czaja weist das zurück. Gerade in Zeiten der Anspannung sei der kulturelle Austausch und die Begegnung von Menschen in einem Garten umso wichtiger. Czaja will in seinem Projekt kein Politikum erkennen.

Aber lässt sich das so einfach trennen? CDU-Chef Friedrich Merz fordert einen harten Kurs der Bundesregierung gegen Russland. Und sein Generalsekretär lässt mit Kreml-Geld einen Garten bauen? Der Marzahner Bürgermeister Gordon Lemm hat in dieser Lage kein Verständnis für das Projekt. Mario Czaja sei doch kein Anfänger, sagt Lemm dem rbb. "In der jetzigen Situation erwarte ich schon ein gewisses Feingefühl, dass solche Sachen als Zeichen gedeutet werden können und politisch aufgeladen sind."

Unter den Russlanddeutschen in seinem Bezirk ist das Czaja-Projekt beliebt. Der CDU-Politiker hat dafür geworben, auch in Wahlkampfzeiten. Käme da aber eher eine kleine Datsche in Betracht, mit Banja und Beeten, fragt sich die zuständige Bezirksstadträtin, oder etwas Großes, Repräsentatives, wie es bei der russischen Regierung wahrscheinlich sei?

Czaja hat dazu noch kein Konzept. Es habe Pläne der Botanischen Gärten Moskaus gegeben, erzählt Czaja nicht ohne Stolz. Die hätten vorgeschlagen, insbesondere die unterschiedlichen Zeitzonen und die damit verbundene Gartenkultur Russlands zu zeigen. "Aber eine materielle Einordnung, in welcher Größe sich das bewegen sollte, gab es bisher nicht."

Kein Platz in den "Gärten der Welt"

"Grün Berlin" unterhält die "Gärten der Welt". Im vergangenen November gab es ein Treffen mit Mario Czaja und Vertretern des Bezirkes und des Russischen Hauses, bestätigt das landeseigene Unternehmen dem rbb. Dabei sei allerdings klar geworden: Innerhalb des Parks ist kein Platz für einen Russischen Garten, schreiben die Betreiber. Außerdem würde "ein russischer Garten innerhalb der Gärten der Welt den bisherigen inhaltlichen und konzeptionellen Rahmen verlassen".

Mario Czaja sagt, der Bezirk habe angeboten, in der Nähe der Gärten der Welt nach "Satelliten-Standorten" zu suchen. Für Bezirksbürgermeister Lemm sind aber noch zu viele Fragen offen. Er will zunächst wissen: Was soll passieren, wo soll es passieren, und dann müsse sich die Frage stellen: Wer kann es finanzieren?

Mario Czaja jedenfalls will sein Projekt "Russischer Garten" weiter vorantreiben. Es wäre "ausgesprochen bedauerlich", sagt er, wenn solche sozialen und kulturellen Projekte "den großen politischen Spannungen zum Opfer fallen würden".

Allerdings müsse der Bezirk schon mitziehen, sagt Czaja dem rbb. Für Bürgermeister Lemm und auch die Senatsumweltverwaltung ist das aktuell angesichts des Ukraine-Konflikts keine Option.

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Beitrag von Angela Ulrich

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