"Coronik" einer Pandemie - Wie das Virus über Berlin und Brandenburg kam

Di 16.02.21 | 17:43 Uhr | Von Sebastian Schneider, rbb|24
Ein Mitarbeiter schließt im Impfzentrum den Vorhang einer Kabine, in der gegen das Coronavirus geimpft wird. (Bild: dpa/Jens Büttner)
Bild: dpa/Jens Büttner

Ende 2019 treten erste Fälle einer rätselhaften Lungenkrankheit im chinesischen Wuhan auf. Von dort breitet sich das Coronavirus über die ganze Welt aus - und verändert Berlin und Brandenburg nachhaltig. Eine "Coronik" der Ereignisse.

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September 2020

30. September: Die erste Corona-Ampel in Berlin ist auf Rot gesprungen. Die Infektionen der vergangenen 7 Tage pro 100.000 Einwohner haben erstmals seit Einführung des Warnsystems im Mai den kritischen Wert von 30 überschritten. Der Wert für diese sogenannte 7-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 30,2. Die Corona-Ampeln für die Intensivbettenauslastung und den R-Wert stehen bislang weiter auf Grün.

29. September: Seit Beginn der Corona-Pandemie sind weltweit bereits mehr als eine Million Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervor. Mehr als 33,2 Millionen Infektionen wurden demnach nachgewiesen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher sein, da in vielen Ländern unzureichend oder unregelmäßig auf das Virus getestet wird, Fallzahlen nicht korrekt wiedergegeben werden oder das wahre Ausmaß der Infektionen von einigen Staaten vertuscht wird.

29. September: Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften in Berlin verzichten bis Ende des Jahres auf Mieterhöhungen. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen, wie Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) nach der Senatssitzung mitteilte. Einen vergleichbaren Beschluss gab es bereits im März zum Beginn der Corona-Krise, die Geltungsdauer ist nun bis zum 31. Dezember verlängert worden.

29. September: Wegen zuletzt gestiegener Corona-Infektionszahlen gilt in Berlin künftig eine Maskenpflicht in Büro- und Verwaltungsgebäuden. Beim Arbeiten am Schreibtisch soll die Regelung nicht greifen. Im Freien dürfen Feiern künftig nur noch mit maximal 50 Teilnehmern stattfinden. In geschlossenen Räumen gilt eine Obergrenze von 25 Teilnehmern. Um Kontakte leichter nachverfolgen zu können, müssen Gastgeberinnen und Gastgeber bereits ab einer Grenze von zehn Gästen eine Teilnehmerliste führen. Wie in anderen Bundesländern sollen in Berlin künftig auch Strafen möglich sein für Bürger, die falsche Kontaktdaten in Restaurants oder Kneipen hinterlegen. In solchen Fällen können Behörden nun ein Mindestbußgeld von 50 Euro verhängen - zahlen müssen die Strafen nicht nur die Kunden, sondern auch Gastronomen, die die abgegebenen Informationen nicht auf Plausibilität prüften. Deutschlandweit gilt: Ab einer Inzidenz von 35 bestätigten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner während der letzten sieben Tage, werden die Teilnehmerzahlen auf 25 im Privatraum und 50 in öffentlichen Räumen begrenzt. Sollte die Inzidenz noch höher steigen, kann die Teilnehmerzahl auch weiter begrenzt werden, wie es bereits im Frühjahr der Fall war. Liegt die Zahl der Neuinfizierten bei über 50, dürfen öffentlich nur noch 25, und privat nur noch zehn Leute zusammen feiern.

29. September: Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat nach einer Konferenz der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag über die Pläne für neue Corona-Regeln informiert. Die Teilnehmerzahlen privater und öffentlicher Feiern sollen in Zukunft stärker begrenzt werden können. Sobald mehr als 35 pro 100.000 Menschen in einer Woche positiv getestet werden, können öffentliche Feiern auf 50 und private Feiern auf 25 Teilnehmer begrenzt werden. Kunden, die in Restaurants, Cafés oder Kneipen falsche persönliche Informationen hinterlegen, sollen schon bald mit Bußgeldern von mindestens 50 Euro bestraft werden können. Eine weitere Maßnahme der Landesregierung bestehe nun darin, an weiteren Stellen im Land Schnelltests zu ermöglichen. Eine genaue Strategie soll dafür noch erarbeitet werden, so Woidke. Mit Blick auf den Beginn der Herbstferien am 12. Oktober empfahl Woidke den Bürgern auf Urlaubsreisen zu verzichten. Insbesondere von Urlaubsreisen ins Ausland riet der Regierungschef ab, da das Infektionsgeschehen in vielen Ländern Europas zuletzt deutlich an Tempo zugelegt habe.

28. September: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich in einer Videokonferenz des CDU-Präsidiums kritisch über die Berliner Corona-Politik geäußert. "Es muss in Berlin was passieren", sagte Merkel nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen in einer Videokonferenz des CDU-Präsidiums. Demnach äußerte sie zugleich Zweifel, dass die Berliner Landesregierung ernsthaft versuche, Maßnahmen gegen die Ausbrüche einzuleiten.

27. September: Berlin setzt auf mehr Soldaten der Bundeswehr im Kampf gegen das Coronavirus. Für die Nachverfolgung von Kontakten bei Infizierten und für weitere Testteams bekommen die Gesundheitsämter zusätzliche Unterstützung von Seiten der Bundeswehr. Bisher sind bereits 60 Soldaten dafür im Einsatz. Nun sollen laut einem Bericht der "Berliner Morgenpost" 180 weitere folgen. Die Soldaten sollen bei der Nachverfolgung bei Kontakten von Infizierten und in Abstrich-Teams eingesetzt werden.

26. September: In Berlin sollen trotz Corona in der Adventszeit wieder Weihnachtsmärkte stattfinden können. "Weihnachtsmärkte gehören zu Veranstaltungen im Freien", sagte ein Sprecher der Senatsgesundheitsverwaltung am Samstag. Entsprechend seien bis zu 5.000 Personen zugelassen.

25. September: Die verschärfte Maskenpflicht im Brandenburger Landtag gilt wieder. Die AfD-Fraktion ist mit einem Eilantrag dagegen am Verwaltungsgericht Potsdam gescheitert.

24. September: Der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sieht Handlungsbedarf im Hinblick auf das risikofreudige Partyvolk: Nach dem Vorbild Münchens könnten demnächst auch in der Hauptstadt Alkoholverbote folgen.

Wir sehen, wo die Zahlen nach oben gehen.

Der Regierende Bürgermeister Miachel Müller am 24.September

24. September: Die Bundesregierung erklärt Regionen in elf EU-Ländern zu Corona-Risikogebieten und warnt vor Reisen dorthin. Darunter sind direkt an Deutschland grenzende Regionen in Tschechien und Österreich sowie die Hauptstädte Dänemarks, Portugals und Irlands - Kopenhagen, Lissabon und Dublin. Insgesamt sind damit 14 von 27 EU-Mitgliedstaaten zumindest teilweise wieder als Risikogebiete ausgewiesen.

23. September: Die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag reicht in einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Potsdam Klage gegen die erweiterte Maskenpflicht im Parlament ein und scheitert mit diesem Antrag.

23. September: Reinickendorf prescht beim umstrittenen Thema der Heizpilze für die Außengastronomie vor: Kneipen- und Restaurantbesitzer dürfen dort im Herbst und Winter diese wärmenden Pilze aufstellen.

23. September: In Berlin gibt es einen deutlichen Sprung bei Neuinfektionen mit Sars-CoV-2. Die Gesundheitsverwaltung teilt mit, dass innerhalb von 24 Stunden 199 neue Corona-Fälle registriert worden seien. Das ist der höchste Wert seit dem 3. April.

22. September: Das Land Brandenburg erlaubt künftig mehr als 1.000 Zuschauer bei Sportveranstaltungen, beispielsweise im Fußballstadien - zunächst in einer Testphase. Künftig sind demnach 20 Prozent der reglulären Besucher-Gesamtkapazität möglich.

21. September: Angesichts steigender Corona-Zahlen in Deutschland setzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf zentrale Fieberambulanzen für Patienten mit Atemwegsinfektionen. Diese sollten im Herbst möglichst flächendeckend existieren, so Spahn.

21. September: Das jüngste Infektionsgeschehen in Berlin schlägt sich auch auf das Berliner Frühwarnsystem, die Corona-Ampel, nieder. Erstmals seit der Einführung des Ampelsystems steht der Sprung auf Doppel-Gelb bevor: Grund ist, dass die sogenannte Reproduktionszahl, kurz R-Wert, auf 1,52 steigt, wie ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung erklärt.

19. September: 600 Menschen feiern im Berliner James-Simon-Park ohne Rücksicht auf die Hygieneregeln, bis die Polizei die Party auflöst. Dabei kommt es es zu vereinzelten Flaschenwürfen und Angriffen auf die Beamten. Zudem sollen mehrere Menschen mit Stühlen von den anliegenden Gaststätten aufeinander losgegangen sein. Die Party verlagert sich später auch in den benachbarten Monbijoupark.

18. September: Keine Rosenmontagsumzüge, keine Kamelle, keine Bützchen: In den Karnevalshochburgen Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf soll es in der anstehenden Session corona-gerecht ablaufen, nämlich vor allem im Fernsehen und im Livestream [tagesschau.de].

17. September: Um Nachteile durch die Coronakrise abzumildern, beschließt der Berliner Senat weitreichende Erleichterungen für Studierende. Die Regelzeit wird in der Hauptstadt um ein Semester verlängert. Damit kann auch das Bafög länger beantragt werden. Zudem können Studierende im Wintersemester 2020/2021 Prüfungen als "Freiversuch" ablegen - fehlgeschlagene Prüfungen zählen dann nicht als Fehlversuch.

16. September: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben seit Einführung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr 470 sogenannte "Vertragsstrafen" gegen Maskenverweigerer verhängt.

16. September: Wegen hoher Infektionszahlen warnt die Bundesregierung nun auch vor "nicht notwendigen, touristischen" Reisen in die österreichische Hauptstadt Wien und die ungarische Hauptstadt Budapest. Außerdem werden neue Reisewarnungen für mehrere Regionen in Frankreich, Kroatien, Tschechien, Rumänien, den Niederlanden und der Schweiz erlassen.

15. September: Restaurants, Bars und Cafés müssen seit Mai dieses Jahres die Daten ihrer Kunden festhalten. Doch nicht alle halten sich daran. Nun droht Berliner Gastwirten, die das nicht tun ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro.

14. September: Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) warnt davor, angesichts derzeit geringer Patientenzahlen in Krankenhäusern die Corona-Pandemie zu unterschätzen. Laut Senat [berlin.de/corona] lagen Ende vergangener Woche in Berlin 43 Corona-Patienten in Krankenhäusern. 14 Menschen lagen auf Intensivstationen, davon zehn in der Charité. Nach Angaben der Charité hatten sich alle Betroffenen bereits während der ersten Pandemiewelle infiziert.

14. September: Die israelische Regierung fährt das öffentliche Leben erneut massiv herunter, es gibt einen neuen Lockdown. Für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet haben nur noch Supermärkte, Apotheken und Arztpraxen. Ohne triftigen Grund dürfen sich Israelis nur 500 Meter von ihren Wohnort entfernen.

12. September: Die Messe Berlin GmbH braucht wegen der Corona-Krise eine weitere Finanzspritze vom Land. "Wir haben im ersten Nachtragshaushalt 25 Millionen Euro bekommen, im zweiten sind 60 Millionen vorgesehen", sagte ein Sprecher der Messe. Beim Messegeschäft gibt es als Folge der Corona-Pandemie erhebliche Einbrüche.

11. September: In Frankreich hat die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus einen neuen Rekordwert erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden am Donnerstag 9.843 neue Fälle verzeichnet. Das ist die höchste Zahl in Frankreich seit Beginn der Pandemie.

10. September: Bund, Länder und Kommunen müssen im kommenden Jahr wohl noch einmal mit 19,6 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen auskommen als ursprünglich erwartet. Die Steuerschätzer rechnen damit, dass erst 2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist.

10. September: Theater, Konzerthäuser, Opern und andere Bühnen sollen bald bis zu 50 Prozent ihrer Plätze wieder belegen dürfen. Das sieht das neue Hygienekonzept von Kultursenator Klaus Lederer vor. Danach dürfen Theater- und Konzertsäle achachbrettartig besetzt werden.

9. September: Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind in der Nacht mehrere Feuer ausgebrochen. Das vollkommen überfüllte Camp wurde evakuiert. Es stand wegen Corona unter Quarantäne.

8. September: Bei der Suche nach einem Impfstoff vermelden das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer einen Erfolg: Sie dürfen ihr mögliches Mittel auch in Deutschland testen.

7. September: Der Kinderbonus zur Unterstützung von Familien in der Corona-Krise wird ab heute ausgezahlt. Pro Kind gibt es insgesamt 300 Euro - im September werden zunächst 200 und dann im Oktober noch einmal 100 Euro von den Familienkassen überwiesen. Das Geld muss nicht beantragt werden, sondern wird automatisch gezahlt. Voraussetzung dafür ist, dass im Jahr 2020 mindestens einen Monat Kindergeld bezogen wurde

3. September: Die Internationale Funkausstellung in Berlin startet - in diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles anders. Die Messe findet nur verkürzt für Fachbesucher bis 5. September statt. Technik-Interessierte können sich im Netz dazuklicken.

2. September: Berlin: Die Saison der Berliner Amateurfußballer kann - nachdem der Start unterhalb der Berlin-Liga am vergangenen Wochenende noch kurzfristig flachfiel - am 5. September beginnen. Aber: Die Fußball-Amateure spielen ihre Meister und Absteiger ohne Rückrunde aus

1. September: Die Handball-Bundesliga wird wie geplant am 1. Oktober in die neue Saison starten. Darauf einigten sich die 20 Erstligisten in einer Telefonkonferenz.

1. September: Brandenburg führt Obergrenzen für private Feiern ein - auch auf privatem Gelände: Die Begrenzung soll bei 75 Menschen liegen. Wer sich nicht daran halte, müsse 250 bis 1.000 Euro Bußgeld zahlen, teilte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mit. Es gelten auch die Hygiene- und Abstandsregeln. Die Begrenzung gilt nicht für Feiern in Gaststätten.

1. September: Bei Demonstrationen in Berlin mit mehr als 100 Teilnehmern gilt ab sofort eine Maskenpflicht. Darauf hat sich der Senat verständigt.

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