Messerangriff - Berliner Polizei untersucht eigene Fehler nach Tötung von Mutter in Pankow

Mo 16.05.22 | 12:04 Uhr
Ein Mitarbeiter der Spurensicherung dokumentiert die Lage am Tatort in der Maximilianstraße, wo eine Frau auf offener Straße getötet worden ist. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb 88,8 | 16.05.2022 | Christoph Reinhardt | Bild: dpa/Paul Zinken

Der tödliche Messerangriff auf eine Mutter in Pankow beschäftigt weiterhin die Polizei. Ermittelt wird aber nicht mehr nur gegen den Ehemann, sondern auch in den eigenen Reihen. Polizeipräsidentin Slowik kündigte sogleich erste Konsequenzen an.

Die Berliner Polizei kann weiterhin nicht erklären, warum sie die sechsfache Mutter, die mutmaßlich von ihrem Mann erstochen wurde, nicht schützen konnte. Allerdings deuten Aussagen von Polizeipräsidentin Barbara Slowik darauf hin, dass von Seiten der Polizei Fehler gemacht wurden. Es seien innerhalb der Polizei inzwischen disziplinarrechtliche Maßnahmen eingeleitet worden, sagte Slowik am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Weiteres werde nun geprüft. Konkreter wollte Slowik nicht werden, weil die Aufklärung noch laufe.

Die 31-jährige Frau aus Afghanistan war Ende April in Pankow auf offener Straße getötet worden. Ihr 42 Jahre alter Ehemann, von dem sie sich zuvor getrennt hatte, sitzt als mutmaßlicher Täter in Untersuchungshaft.

Mehrere Anzeigen im Vorfeld der Tat

Slowik sagte im Innenausschuss, die Frau habe ihren Ehemann zwei Monate vor der Tat zum ersten Mal bei der Polizei angezeigt. Danach suchte sie demnach Hilfe bei den Wachleuten des Flüchtlingsheims. Nach zwei weiteren Anzeigen gegen den Mann habe er Hausverbot erteilt bekommen. Die Polizei, so Slowik, habe auch Kontakt zum Jugendamt und dem Sozialdienst aufgenommen.

Nach der Tat gab es scharfe Kritik, dass die Polizei und andere Behörden nicht richtig reagiert hätten und die Familie nicht in ein Frauenhaus gebracht wurde. Die Schwester der getöteten Frau hatte in einem offenen Brief den Behörden vorgeworfen, dass ihrer Schwester "der Schutz verwehrt [wurde], der ihr das Leben hätte retten können."

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Slowik bedauerten im Innenausschuss erneut wortreich das Verbrechen. Obwohl immer wieder Frauen, vor allem auch gerade geflüchtete, von ihren Männern, Brüdern oder anderen männlichen Verwandten angegriffen, verletzt oder umgebracht werden, seien solche Taten "sehr, sehr schwer vorhersehbar", sagte Spranger. Auch Slowik sagte, derartige Gewalt sei schwer vorherzusagen und könne leider nicht immer verhindert werden.

Sendung: rbb24, 16.05.2022, 13 Uhr

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