Baden an der Museumsinsel - Berliner Flussbad könnte laut Studie günstiger realisiert werden
Seit Jahren setzen sich in Berlin Menschen dafür ein, wieder in der Spree baden zu können. Kritik an einem Flussbad in Mitte gibt es vor allem wegen der Kosten. Eine neue Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass man diese drücken könnte.
Mit der Badehose vom Humboldtforum aus in die Spree steigen und seine Bahnen im Wasser ziehen: Vor 100 Jahren war das in Berlin schon möglich. 1924 wurde die Badestelle wegen Verunreinigungen aber geschlossen. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich in Berlin der Verein "Fluss Bad Berlin" dafür ein, dass das öffentliche Baden in der Spree zwischen Fischer- und Museumsinsel auch heute wieder machbar ist.
Eine neue Forschungsstudie kommt nach viereinhalb Jahren nun zu dem Ergebnis, dass es möglich und sogar günstiger ist als bislang angenommen. Das hat der Verein am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Demnach würde die Reinigung des Wassers auch mit einer kleineren Filteranlage als bislang gedacht funktionieren. Die zuletzt durchgeführten Untersuchungen im Wasser der Spree hätten gezeigt, dass die Wasserqualität in diesem Bereich schon relativ gut sei, sagte Tim Edler vom Verein "Fluss Bad Berlin".
Ökologische Filteranlagen könnten Kosten senken
Problematisch für einen regulären Badebetrieb in der Spree seien vor allem Extremwetterereignisse wie etwa Starkregen. In einem solchen Fall könne die Kanalisation überlaufen und Schmutzwasser in die Spree laufen. Tatsächlich könne dies den Badebetrieb gefährden. Allerdings habe es statistisch gesehen in den vergangenen Jahren solche Überläufe an nicht mehr als 6,5 Tagen im Jahr gegeben, erläuterte Heribert Rustige vom Ingenieursbüro Akut, das die jüngste Forschungsstudie durchgeführt hat.
Neben kurzzeitigen Sperrungen könnten in einem solchen Fall auch Filter mit UV-Licht helfen, die Wasserqualität zu verbessern. Für die reguläre Reinigung des Wassers schlagen die Autoren der Studie vor, einen Filter aus Tongestein und Schilf in Teilen der Spree zu installieren. Dieses biologische Filtersystem könne vom Nikolaiviertel bis zum Auswärtigen Amt reichen und etwa die Hälfte der Wasseroberfläche bedecken. Erste Überlegungen, nach denen der Filter länger, breiter und damit auch teurer werden könne, hätten sich in der Studie nun nicht bewahrheitet, sagte Rustige.
Eröffnung des Flussbades bislang noch nicht zugesagt
Kritiker, darunter auch der Bund der Steuerzahler hatten in den vergangenen Jahren die Pläne zum Flussbad immer wieder als utopisch und vor allem zu teuer bezeichnet. Tim Eder vom Verein "Fluss Bad Berlin" rechnet nach den Ergebnissen der neuen Studie nun mit deutlich niedrigeren Kosten. 2018 habe man die Kosten für die Errichtung eines Flussbades noch auf 68,6 Millionen Euro geschätzt.
Bei kleineren und natürlichen Biofiltern gehe man nun von Kosten aus, die um ein Drittel niedriger lägen. Aus Sicht des Vereins hängt die Umsetzung des Projekts nun am politischen Willen. "Bislang gibt es eine ungenügende Abstimmung von Senatsumweltverwaltung, Senatsbauverwaltung mit dem Bezirk Mitte", bemängelte Edler. Als nächsten Schritt fordert er, dass ein Planungsauftrag vergeben wird. Die Kritik von Architekten und stadthistorisch Interessierten an einem Flussbad in unmittelbarer Nähe zum Humboldtforum, den Museen und dem geplanten Einheitsdenkmal wies Edler zurück. Man habe allen Skeptikern Gespräche angeboten, um die Pläne zu erklären, aber keine Antwort erhalten.
Senatsverwaltungen reagieren skeptisch
Aus den beiden zuständigen Senatsverwaltungen kamen am Dienstag kritische Reaktionen. Der Sprecher der Umweltverwaltung, Jan Thomsen, sagte der rbb24 Abendschau, es gebe nach wie vor große Hürden für das Flussbad. So stehe der geplante Bereich unter Denkmalschutz und könne nicht beliebig verändert werden. Der Spreekanal sei außerdem eine Bundeswasserstraße, dort gelte ein Badeverbot, genau wie 100 Meter rund um die zahlreichen Brücken. Da müssten Ausnahmeregelungen gefunden werden, die gesetzlich noch völlig unklar seien, so Thomsen.
Der Sprecher der Bauverwaltung, Martin Pallgen, warf in der rbb24 Abendschau die Frage auf, wieviel Energie und Geld noch in solch ein Projekt investiert werden solle, dessen Ausgang offen sei. Es handele sich um Steuergelder und man müsse sich weiterhin fragen, ob es unter den gegebenen Bedingungen realistisch sei, das Flussbad umgesetzt zu bekommen, sagte Pallgen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 03.05.2022, 19:30 Uhr