Fragen und Antworten zur Volkszählung - So läuft der Zensus 2022 in Berlin und Brandenburg ab

Do 12.05.22 | 06:17 Uhr
Spaziergänger genießen die Sonne am Spreeufer. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Bild: dpa/Britta Pedersen

Der Zensus 2022 startet. Mehr als 30 Millionen Menschen - darunter 700.000 aus Berlin und Brandenburg - werden befragt, um zahlreiche statistische Daten zu aktualisieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Sonntag ist Stichtag für die Daten, Montag starten die Interviews: Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder führen erstmals seit 2011 wieder eine Volkszählung, den Zensus, durch. Bundesweit werden mehr als 30 Millionen zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger befragt.

Die Ämter wollen durch die statistische Erhebung in Erfahrung bringen, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Es ist eine Art Inventur des Landes. Ziel ist es, eine Datenbasis für Planungen des Bundes zu haben.

"Zensus 2022" steht auf einem Tablet im Bayerischen Landesamt für Statistik, mit dem Erhebungsbeauftragte des Zensus, die Befragungen vor Ort durchführen. (Quelle: dpa/Daniel Karmann)
Bild: dpa/Daniel Karmann

Wer wird befragt?

Etwa 10,3 Millionen zufällig ausgewählte Menschen werden im Rahmen des Zensus an der eigenen Haustür unter anderem zu Name, Geschlecht, Familienstand und Staatsangehörigkeit befragt. Die Befragungen starten am 16. Mai 2022. Die Erhebungen sollen bis Mitte August abgeschlossen sein. Die Ergebnisse des Zensus 2022 liegen voraussichtlich ab Ende 2023 vor.

Auch die rund 300.000 Menschen, die in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften leben, werden erfasst. Die Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften werden aber nicht direkt befragt, die Einrichtungsleitung gibt stellvertretend Auskunft.

Zudem werden etwa 23 Millionen Eigentümer von Häusern oder Wohnungen online befragt. Erstmals werden die Nettokaltmiete, Dauer und Grund für einen Leerstand sowie der Energieträger der Heizung abgefragt. Damit gehe man auf aktuelle Datenbedarfe ein und liefere eine wichtige Datengrundlage für künftige Planungen, hieß es. Sie müssen auch Auskunft geben zu Baujahr und Größe.

Es werden also insgesamt mehr als 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger befragt. Das Ergebnis dieser Stichprobe wird dann auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet. Auch Verwaltungsdaten fließen in die Berechnung mit ein.

Wie viele Menschen werden in Berlin und Brandenburg befragt?

In Berlin werden rund acht Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner befragt, in Brandenburg etwa 14 Prozent. Insgesamt sollen in Berlin und Brandenburg 700.000 Personen am Zensus teilnehmen, davon 300.000 Berlinerinnen und Berliner. Sie sollen einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung abbilden, weshalb der Anteil der Befragten umso größer ist, je kleiner der Ort ist, in dem sie leben.

Die Auswahl der Anschriften erfolge auf der Grundlage eines komplexen mathematischen Zufallsverfahrens, hieß es.

Was ist das Ziel der Volkszählung?

Ziel der Analyse ist, eine verlässliche Planungsgrundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden zu schaffen. Mit dem Zensus sollen die genauen Bevölkerungszahlen ermittelt und Ungenauigkeiten in den Melderegistern behoben werden. 2011 hatte sich herausgestellt, dass in vielen Städten und Gemeinden weniger Menschen leben als angenommen - mit schmerzhaften finanziellen Konsequenzen, da sich die Höhe von Zahlungen aus dem Finanzausgleich an der Bevölkerungszahl bemisst.

Wie läuft die Befragung ab?

Bundesweit werden 100.000 sogenannte Erhebungsbeauftragte im Einsatz sein - davon etwa 2.000 in Berlin und 3.000 in Brandenburg. Der jeweilige Interviewer kommt zu einem vorher per Post angekündigten Termin. Den Befragten werden Fragen etwa zu Alter, Familienstand oder Haushaltsgröße gestellt. Das dauert fünf bis zehn Minuten.

Ungefähr drei Viertel der Personen werden zudem Fragen aus einem erweiterten Fragebogen gestellt. Dabei geht es etwa um Schulabschluss oder Beruf. Diese Befragung dauert weitere zehn bis 15 Minuten. Man kann die weiterführenden Fragen entweder direkt im persönlichen Gespräch beantworten, einen Papier-Fragebogen ausfüllen oder später online antworten.

Laut Statistikamt ist niemand verpflichtet, die Interviewer, die sich per Postkarte ankündigen, in die eigene Wohnung zu lassen. Das Gespräch könne auch im Flur oder im Freien stattfinden.

Bei der Gebäude- und Wohnungszählung finden keine persönlichen Interviews statt. Die Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Verwaltungen von Wohnraum erhalten zum Stichtag ein Schreiben mit Online-Zugangsdaten. Der Versand findet gestaffelt statt. Das Ausfüllen dauert meist weniger als zehn Minuten.

Muss man antworten?

Nach dem Zensusgesetz 2022 sind die ausgewählten Personen auskunftspflichtig, eine Ablehnung der Teilnahme ist nicht möglich. Kommt man dieser Pflicht nicht nach, kann laut Bundesamt auch ein Zwangsgeld fällig werden.

Wie wird der Datenschutz gewährleistet?

Das Bundesamt betont, dass Vorgaben zum Datenschutz aus dem Bundesstatistikgesetz und der Datenschutzgrundverordnung beachtet würden. Die Daten würden nicht an Behörden außerhalb der amtlichen Statistik weitergegeben und nur anonymisiert ausgewertet. Außerdem würden personenbezogene Daten zur Aufbereitung benötigt und zum frühestmöglichen Zeitpunkt gelöscht. Veröffentlicht würden nur zusammengefasste Ergebnisse, die keine Rückschlüsse auf einzelne Personen, Haushalte oder Gebäude zulassen, hieß es. Die Interviewer müssten sich schriftlich verpflichten, das Statistikgeheimnis zu wahren.

Wie häufig findet ein Zensus statt?

Die Europäische Union verpflichtet ihre Mitgliedstaaten, alle zehn Jahre einen Zensus durchzuführen. 2011 beteiligte sich Deutschland erstmals an einer EU-weiten Volkszählung. Turnusmäßig wäre dies in Deutschland 2021 der Fall gewesen - der Termin wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.05.2022, 19:30 Uhr

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