Rund 700 Ermittlungsverfahren -
Bei der Berliner Staatsanwaltschaft nehmen erste Juristen die Arbeit in einer neuen Schwerpunktabteilung für sogenannte Encrochat-Verfahren auf. Bis zum Sommer soll das Team auf sieben Staatsanwältinnen und Staatsanwälte aufgestockt werden, wie Behördensprecher Martin Steltner der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Zehn Anklagen seien bisher erhoben worden, neun davon beim Landgericht Berlin. Dort läuft derzeit unter strengen Sicherheitsvorkehrungen etwa ein Prozess gegen ein Mitglied eines bekannten arabischstämmigen Clans als Hauptangeklagter.
Encrochat galt lange als nicht zu knacken
Die Verschlüsselungssoftware Encrochat wurde von der organisierten Kriminalität zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwändigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es dennoch, Millionen geheimer Daten abzuschöpfen [tagesschau.de]. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa.
Bei der Berliner Polizei sind noch mehr als 700 Ermittlungsverfahren zu entschlüsselten Daten des Messengerdienstes anhängig, wie der Senat in einer Antwort auf eine Linken-Anfrage im November mitgeteilt hatte.
Meistens geht es dabei um den Verdacht des Drogenhandels, oft auch um Handel mit Waffen oder Kriegswaffen wie Maschinenpistolen, außerdem um Geldwäsche. Die Berliner Polizei wertete demnach 1,64 Millionen Datensätze aus Textnachrichten, Sprachnachrichten, Fotos und Videos von den entschlüsselten und abgehörten Handys aus.
Sendung: Abendschau, 01.01.21, 19:30 Uhr