Solidaritätskonzert "Sound of Peace" - "Musik verbindet die Menschen"

Mo 21.03.22 | 13:14 Uhr | Von Silke Mehring
Berlin, die Friedenskundgebung SOUND OF PEACE, angestoßen durch die gesamte Kulturbranche. Vor dem Brandenburger Tor demonstrieren viele Prominente, Künstler sowie Kulturschaffende und wollen damit ein Zeichen für Frieden, Menschenrechte und die Demokratie sowie gegen Krieg setzen. Mottos der Veranstaltung sind "Kultur für den Frieden" und "Beendet den Krieg!" Im Bild: Die Band Revolverheld mit Sänger Johannes Strate sowie Sängerin Marta Jandova (Die Happy). (Quelle: dpa)
Video: rbb|24 | 20.03.2022 | Material: rbb | Bild: dpa/Dirk Pagels/

Es war eine musikalische Demonstration gegen den Angriffskrieg in der Ukraine - die Acts auf der Bühne sorgten vor dem Brandenburger Tor für Gänsehautmomente und 15.000 Menschen kamen, um die Botschaft zu verstärken. Von Silke Mehring

"Freedom Peace Love" und "Freiheit für alle". Das steht in großen bunten Lettern auf den Pappschildern von Nicole und Katharina. Die beiden jungen Frauen waren schon in der Nacht mit dem Auto aus ihrer fränkischen Heimat aufgebrochen. Denn sie wollen dabei sein, unbedingt, wenn in Berlin die Musikszene des Landes für den Frieden auf die Bühne geht.

"Die Menschheit ist momentan eh schon sehr gespalten", sagt Nicole, und ihre Stimme beginnt zu zittern. "Und es ist wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen, was eigentlich fehlt. Nämlich Frieden, Diplomatie, Loyalität und jeden mit seinem Standpunkt und seinen Wünschen und Bedürfnissen zu respektieren, zu akzeptieren und zu tolerieren. Einen gemeinsamen Nenner für alle zu finden und eine friedliche Botschaft in die Welt zu senden."

Auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor wechseln sich seit dem Mittag Bands und Redner:innen ab - das Konzert startete bei strahlendem Sonnenschein.

"Es ist mir ein Bedürfnis, hier mit anderen zusammen zu stehen"

Mietze, die Sängerin der Band Mia, fetzt im blauen Glitzermantel über die Bühne und ruft "Ich hasse den Krieg und ich liebe das Leben". Mitten in ihrer Power-Performance wendet sie sich direkt ans Publikum und sagt: "Was haben wir für ein Glück. Glück, hier frei unsere Meinung äußern zu können, ohne Angst zu haben, wenn wir von der Bühne kommen, verhaftet zu werden."

Die meisten Töne, die an diesem Tag angeschlagen werden, sind nachdenklich und dennoch kraftvoll. Manchmal ruhig, manchmal laut. Blau-gelbe Flaggen wehen durch die Zuschauerreihen, hier und da werden Plakate hochgehalten. Die Stimmung ist entspannt und aufmerksam, aber nicht ausgelassen. Es scheint, als ob jeder zuhört und einzelne hoffnungsvolle Botschaften manchmal geradezu aufsaugt.

Markus und Sonja sind aus Hamburg angereist, sie wollen etwas gegen die Hilflosigkeit tun, die Ohnmacht gegenüber dem Krieg. Markus bringt das Gefühl vieler in diesen Tagen auf den Punkt: "Das ist irgendwie eine Möglichkeit für mich, diese Hilflosigkeit auszudrücken. Ich weiß, dass ich damit nicht viel erreichen kann, aber es ist mir ein Bedürfnis, hier mit anderen zusammen zu stehen, die vielleicht ähnlich denken wie ich. Man wird nicht direkt den Krieg beeinflussen können, aber wenn ich hier sehe, dass Leute aus der Ukraine mitbekommen, wieviel Menschen hier stehen, dann sag ich mir: Das ist vielleicht wichtig. Man muss was tun."

Alle Künstler bringen ihre Anti-Kriegs-Songs mit

Oben auf der Bühne wird es emotional. Peter Maffay steht dort breitbeinig wie ein Fels in der Brandung und singt "Über sieben Brücken musst Du gehen". Es klingt tröstlich in den Ohren seines Publikums, das andächtig lauscht, während die Sonne Bühne und Brandenburger Tor in goldenes Licht taucht.

Für Nicole und Katharina aus Franken spielt es kaum eine Rolle, wer auftritt – es geht um viel mehr als ein Musik-Festival: "Es steht im Vordergrund, sich laut zu machen gegen die Ungerechtigkeit und laut zu machen für die Grundbedürfnisse der Menschen, was eigentlich zählt. Wichtig ist, dass wir uns sicher und frei fühlen können, und das hat jeder verdient, egal wo er herkommt."

Alle Musiker haben Songs mitgebracht, die einen Bezug zu Krieg und Frieden haben. Fury in the Slaughterhouse spielen ihre alte Hymne "Time to Wonder", The Boss Hoss haben ihren kurzerhand gecoverten Anti-Kriegs-Song "For what it’s worth" mitgebracht. Hartmut Engler singt den Pur-Song "Kein Krieg ist heilig" und Silbermond teilen mit ihrem Song "Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit" sicher den Wunsch von vielen im Publikum.

Jeder Musiker trägt seinen Teil zum Solidaritäts-Event bei – Marius Müller Westernhagen singt zusammen mit einem Chor seine hymnische 1980er Jahre Rockballade "Freiheit", Sarah Connor erzählt, wie sie eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern bei sich aufgenommen hat.

Am Ende singen sie vereint "Imagine"

Das Brandenburger Tor leuchtet in satten Farben in den Nachthimmel. Als Michael Patrick Kelly mit zwei Kindern eine große Friedensglocke auf der Bühne läutet und das Publikum zu einer Schweigeminute einlädt, wird es still vor dem Brandenburger Tor.

Am Ende stehen die Musiker vereint auf der Bühne und singen gemeinsam John Lennons "Imagine", eine Utopie vom friedlichen Miteinander. Es bleibt ein Gefühl von Verbundenheit, wie es Nicole aus Franken tatsächlich schon in Worte gefasst hat, bevor das Friedens-Event überhaupt losging: "Musik verbindet die Menschen, Musik triggert die Emotionen und wir fühlen alle eigentlich dasselbe. Wir wollen geliebt werden und in Frieden und Freiheit leben. Es ist wichtig, jetzt gemeinsam da zu stehen und wieder Verbindung zu knüpfen."

Sendung: Inforadio, 20.03.2022, 23:25 Uhr

Beitrag von Silke Mehring

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